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Wilhelm Rosenberg

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Dr. med. Wilhelm Rosenberg

Dr. med. Wilhelm Rosenberg (geboren 19. Juli 1870 in Neudenau, gestorben 9. Dezember 1960 in Pforzheim) war Arzt in Pforzheim und Verfolgter des Nazi-Regimes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Familie

Wilhelm Rosenberg wurde am 19. Juli 1870 in Neudenau, Kreis Mosbach, als Sohn von Abraham Löb Rosenberg und Lina Rosenberg, geborene Stiefel, geboren. Sein Vater war ein erfolgreicher Handelsmann. Sein Geschäft hatte er im unteren Teil des Wohnhauses der Familie in der Neudenauer Hauptstraße 6. Wilhelm Rosenberg war kein Einzelkind, er hatte sieben Geschwister, vier Brüder und drei Schwestern.

Schule, Studium und Beruf

Wilhelm Rosenberg besuchte nach der Grundschule die Gymnasien in Wertheim und Bruchsal und studierte ab 1890 gegen den Willen seines Vaters an den Universitäten in Berlin, München, Heidelberg und Würzburg Medizin. Im Jahre 1894 schrieb er an der Universität Würzburg eine 19-seitige Dissertation mit dem Titel „Ein Beitrag zur Lehre der Lymphangiome“. Nach der Ablegung des Staatsexamens war er zuerst ein Jahr Assistenzarzt bei Dr. Cerny in Heidelberg, bis er sich 1896 als praktischer Arzt und Geburtshelfer in Mühlacker niederließ. Dr. Rosenberg war stets um seine Patienten besorgt, mit einer Pferdkutsche besuchte er seine Patienten auch in den Nachbarorten Pinache, Lomersheim und Enzberg. Auch behandelte er weniger Vermögende kostenlos und gab ihnen oftmals Geld, damit sie die nötige Arznei in der Apotheke kaufen konnten. 1900 eröffnete Dr. Rosenberg seine Praxis in Pforzheim in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße 51. Im Gebäude seiner Praxis war auch seine Wohnung.

Schachclub, Lazarett und Notarzt

Zusammen mit Dr. Emil Clauß gründete Wilhelm Rosenberg im Jahre 1906 den Pforzheimer Schachclub. Die Gründungsversammlung fand am 10. Dezember 1906 in der Gaststätte Klostermühle in der Gymnasiumstraße, dem späteren Gewerkschaftshaus, statt.

Im Ersten Weltkrieg, in den Jahren 1914 bis 1918, arbeitete Wilhelm Rosenberg im Reserve-Lazarett Osterfeldschule Pforzheim bzw. dessen Außenstelle in der damaligen Goldschmiedeschule an der Jahnstraße.

Nach dem Krieg war er neben seiner Haupttätigkeit als niedergelassener Arzt auch am Ambulatorium der AOK, einer Notaufnahmestelle in der Zerrennerstraße 49 beschäftigt.

1933: Diskriminierung und Berufsverbot

Am 30. März 1933 erreichte alle jüdischen Ärzte eine Schreckensnachricht, das Pforzheimer Morgenblatt meldete: „Jüdische Ärzte und Zahnärzte sind von der Kassenpraxis ausgenommen“. Somit galt nun auch ein Berufsverbot für Dr. Wilhelm Rosenberg, er durfte nur noch jüdische Patienten behandeln.

Auch im Schachclub änderte sich einiges für ihn, denn es wurde ein neuer Vorstand gewählt und Juden waren nicht mehr erwünscht. Der neue Bundesleiter Otto Zander schrieb in den Deutschen Schachblättern am 15. Juli 1933: „Juden könne wir zu unserer Arbeit nicht brauchen, sie haben aus den Vereinen zu verschwinden, denn sie waren in Deutschland die Erfinder und Förderer des Klassenkampfs und hetzen jetzt die anderen Völker mit ihrer Lügenpropaganda gegen unser Vaterland“.

In der vom Schachclub Pforzheim geleiteten Schachspalte im Pforzheimer Anzeiger konnte man am 6. Mai 1933 lesen: “Wer in deutschen Landen Schach spielt, hat die Pflicht zu tatkräftiger Mitarbeit im Sinne der nationalen Erhebung. Der Schachklub Pforzheim begrüßt diese Entwicklung aufs wärmste und hat in seiner Hauptversammlung am 28. April 1933 der Neuordnung durch Neuwahl seines Vorstandes Rechnung getragen".

Der bisherige Vorsitzende Albin Hopf war als Stadtverordnetenkandidat der Deutschen Staatspartei nicht im Sinne der neuen Machthaber. Wilhelm Rosenberg musste wie auch Erich Landau, der 1934 nach Italien emigrierte, den Schachclub verlassen.

22. Oktober 1940: Deportation

Ein einschneidender Tag in dem Leben von Wilhelm Rosenberg, der inzwischen in der Sankt-Georgen-Straße 21 wohnte, war der 22. Oktober 1940: Die Nationalsozialisten deportierten ihn im Alter von 70 Jahren mit 194 anderen Pforzheimer Juden in das Internierungslager Gurs in den französischen Pyrenäen. Rosenberg kam in der Zeit bis 1944 noch in sieben weitere Internierungs-Lager, darunter auch ins Lager Rivesaltes an der Mittelmeerküste bei Narbonne. Während dieser schweren Zeiten fand Rosenberg vor allen Trost im Schachspiel und auch in der Musik. Wie und wo er die Zeit von Ende 1944 bis 1950 verbrachte, ist leider noch unbekannt.

Nach 1945

Am 6. Juli 1951 kehrte Wilhelm Rosenberg nach Pforzheim zurück und bezog einen neuen Wohnsitz in der Dillsteiner Straße 3a, dem Altersheim Martinsbau.

Auf den Antrag von Wilhelm Liede, dem Vorsitzenden des Schachclubs, hin erhielt Rosenberg am 2. Oktober 1951 die goldene Nadel des von ihm mit gegründeten Schachclubs.

Im hohen Alter von 90 Jahren starb Dr. med. Wilhelm Rosenberg am 9. Dezember 1960. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Heilbronn beigesetzt.

Quellen

Weblink

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