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Benckiser

Von Stadtwiki

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Die Familie Benckiser war eine Pforzheimer Unternehmerfamilie. Nach dem Wegzug der Familie Benckiser 1918 wurde der Park des Hauses Benckiser (Westliche Karl-Friedrich-Straße 77) durch eine Stiftung der Familie zur öffentlichen Grünanlage, dem Benckiserpark. Das Haus der Jugend fand 1945 seine Heimat auf der Ruine des am 23. Februar 1945 zerstörten Hauses Benckiser. An der Nordwest-Ecke des Parks steht eine Tafel zur Erinnerung an die Unternehmerfamilie Benckiser.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Unternehmen

Johann Adam Benckiser senior war Holzhändler und Klosterwirt in Bad Herrenalb. In den 1740ern wurde er Generalunternehmer für Scheiterholz der Markgrafschaft Baden. 1755 kauft er zusammen mit Christoph Friedrich Lidell das Eisenhammerwerk in Pforzheim. Sein Sohn Christian Friedrich Benckiser leitet die Firma bis zu seinem Tode .

Als Christian Friedrich Benckiser verstirbt, übernehmen seine beiden Söhne, Christoph Eberhard und Johann Adam junior die Firma, die bis dahin Bergwerk Pforzheim geheißen hatte und nun den Namen Gebr. Benckiser, Eisenwerk Pforzheim führte. Johann Adam junior scheidet frühzeitig aus dem Betrieb aus und 1811 kommt das Eisenwerk in den Alleinbesitz von Christoph Eberhard, der das Untenehmen bis zu seinem Tod weiter betreibt.

Christoph Eberhard vererbt das Unternehmen an seine beiden Söhne Moritz und August Theodor Benckiser. Moritz erblindet und scheidet nach wenigen Jahren aus und August Theodor baut das Werk an der Westlichen Karl-Friedrich-Straße Ecke Belfortstraße durch zahlreiche Eisenbrückenkonstruktionen und Wasserleitungsanlagen zu einem weltbekannten Unternehmen aus. Um 1870 war der spätere Automobilpionier Carl Benz für zwei Jahre als Brückenkonstrukteur bei Gebr. Benckiser in Pforzheim tätig. In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Ehefrau Bertha Ringer kennen.

Nach dem Tod von August Theodor Benckiser übernimmt sein Sohn August Benckiser die unter der Konkurrenz der großen Werke im Ruhrgebiet leidende Firma und verkauft diese 1910 an Theodor Pitzmann und August Pfeiffer, die sich neben Maschinenbau auf Wasserleitungsbau konzentrieren.

Die Pforzheimer Wohnsitze der Familie Benckiser

Aus Pforzheimer Geschichtsblätter 1971

Zu den führenden Industriellen Pforzheims im 18. und 19. Jahrhundert gehörte vor allem die Familie Benckiser, die allerdings nur zum Teil in der Pforzheimer Hauptindustrie, der Schmuckfabrikation, ihre Bedeutung hatte, sondern die in verschiedenen anderen Geschäftszweigen Großes geleistet hat. Einige der von den verschiedenen Familien Benckiser bewohnten Wohnsitze erzählten bis zur großen Zerstörung von der Großzügigkeit und dem Reichtum dieses Geschlechtes, auch nachdem die Familie selbst schon lange nicht mehr in Pforzheim ansässig war.

Die Hammer-Benckiser

Im Jahre 1753 verkaufte der Markgraf Karl-Friedrich von Baden den schon lange bestehenden herrschaftlichen Eisenhammer zu Pforzheim an den Klosterwirt Johann Adam Benckiser in Herrenalb. Im Besitz der Familie Benckiser ist dieser Eisenhammer im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem bekannten Unternehmen der Eisenindustrie, insbesondere des Brückenbaues, geworden, über dessen Geschichte an anderer Stelle berichtet wird. Johann Adam Benckiser, der auch im Holzhandel eine große Rolle spielte, wohnte nicht in Pforzheim; erst nach seinem Tode im Jahre 1763 kam sein Sohn Christian Friedrich Benckiser nach Pforzheim. Er erstellte bei seinem Eisenwerk, weitab im Westen der damaligen Stadt, ein Faktoreigebäude, das in seinem südlichen Teil als Wohnhaus diente, während im nördlichen Teil die Kontore und Lagerräume untergebracht waren. Nach dem Tode von Christian Friedrich Benckiser im Jahre 1805 waren zunächst zwei seiner Söhne, Christian Eberhard und Johann Adam Benckiser Inhaber des Eisenwerkes, das seither die Bezeichnung Gebrüder Benckiser trug. Der jüngere Bruder aber trat nach wenigen Jahren aus der Firma aus, um sich anderen Unternehmungen zu widmen. So war Christian Eberhard Benckiser lange Jahre alleiniger Inhaber.

Christian Eberhard Benckiser erstellte auf den Grundmauern des früheren Faktoreigebäudes einen vornehmen, im edelsten Weinbrennerstil gehaltenen Wohnsitz. Es war ein lang gestreckter, fein gegliederter Putzbau. In der Mitte des Hauses befand sich ein sehr geräumiger Festraum mit entsprechenden Nebenräumen. An beiden Enden des Haupttraktes befanden sich zweigeschossige, breitere Pavillons mit Wohnräumen. Östlich des Hauses befand sich ein großer, von einem Seitenarm der Enz durchflossener Park, der heutige Benckiserpark. Insbesondere von der Parkseite aus machte das palaisartige Haus einen sehr vornehmen Eindruck. Doch kann man es kaum verstehen, dass der Hammerbesitzer sein schönes Wohnhaus so nahe an sein Eisenwerk hinstellte, wo es durch den Lärm und Rauch des Hochofens und der Gießerei belästigt wurde, zumal sich damals ein sehr großes Areal beiderseits der Brötzinger Landstraße im Besitz der Benckiser‘s befand.

Etwa hundert Jahre hindurch wurde das Haus von der Familie Benckiser bewohnt, bis im Jahre 1910 das gesamte Areal des Benckiser Geländes in den Besitz der Stadt Pforzheim überging und der letzte Besitzer mit seiner Familie die Stadt verließ. Ein schönes Vermächtnis der Familie war die Stiftung des großen Benckiserparkes als öffentlicher Garten, dessen Namen die Erinnerung an eine Familie festhält, die für das Wirtschaftsleben der Stadt lange Zeit eine hohe Bedeutung hatte.

Heute befindet sich das auf den Trümmern des Benckiser-Hauses errichtete Haus der Jugend.

Die Altstadt-Benckiser

Als im Jahre 1806 die beiden Brüder Benckiser als Besitzer des Hammerwerks sich trennten, übersiedelte der Jüngere von ihnen, Johann Adam Benckiser, nach Durlach. Schon im Jahre 1747 hatte Johann Adam Benckiser aus Herrenalb zusammen mit seinem Schwager, dem Postmeister Herzog in Durlach, die Durlacher Fayencefabrik gekauft, die nun viele Jahre im Besitz der Familie Benckiser war. Diese Fabrik produzierte künstlerisch schöne Erzeugnisse, die heute noch ein sehr gesuchter Kunstartikel sind. Johann Adam Benckiser übernahm die Leitung dieser Fayencefabrik, die aber schon damals den Höhepunkt ihrer Blüte überschritten hatte. Als er sah, dass diese Fabrik nicht mehr ausbaufähig sei, kehrte er im Jahre 1818 nach Pforzheim zurück und verkaufte die Fayencefabrik. In Pforzheim gründete er eine Bijouteriefabrik, die lange Jahre zu den führenden Betrieben der Pforzheimer Hauptindustrie gehörte.

Im Pfläster, der heutigen Östlichen Karl-Friedrich-Straße, baute er sich einen sehr schönen Wohnsitz mit Hintergebäude für die Bijouteriefabrik. Der Garten dieses Anwesens ging hinunter bis zum Altstädter Kirchenweg; erst nach dem Tode des letzten Besitzers aus der Familie Benckiser im Jahre 1912 ist dieser schöne Park durch die Gymnasiumstraße durchschnitten worden, nachdem die Bürger der Altstadt viele Jahre lang um den Durchbruch gekämpft hatten, um eine bessere Verbindung zur Innenstadt zu haben.

Dieser Benckiser-Bau war ein typischer Weinbrennerbau; Erbauer war ein Weinbrennerschüler, entweder KarI August Schwarz oder Arnold. Es scheint aber, dass das Haus auf einen persönlichen Entwurf Weinbrenners zurückging, da in Weinbrenners Architektonischem Lehrbuch ein sehr ähnlicher Entwurf enthalten ist mit dem Vermerk Ausgeführt. Der Mittelbau umfasste sieben Fenster, von denen die drei mittleren zu einem dreigeschossigen Mittelstück gehörten, das im ersten Oberstock einen schmiedeeisernen Balkon hatte, am zweiten Obergeschoss war ein kleinerer Balkon angebracht. Rechts und links an dieses Wohnhaus schloss sich je ein einstöckiger Anbau an mit je drei vertieften halbrunden Bogen, von denen zwei. als Durchfahrten dienten. Im Jahre 1859 wurden diese beiden Anbauten aufgestockt, wodurch sich die Flucht der Wohnräume im ersten Obergeschoss um sechs auf 13 Fenster erweiterte. Mit seinen schlichten, edlen Formen gehörte dieser Wohnsitz, der ja zur Zeit seiner Erstellung weit außerhalb der eigentlichen Stadt lag, zu den stilreinsten Gebäuden der Stadt Pforzheim.

Nach dem Tode des letzten Benckiser-Besitzers wurden die Räume zu mancherlei Zwecken verwendet; es befand sich hier ein Kindergarten und im dritten Reich war das Haus der Sitz des Amtes für Volkswohlfahrt. In der verkehrsreichen Hauptstraße der Stadt, eingezwängt zwischen hohen Gebäuden, wirkte es als ein merkwürdiges Überbleibsel aus alter Zeit. Erst bei näherer Betrachtung sah man dem Hause an, dass es einst bessere Tage gesehen hatte. Am 23. Februar 1945 fiel auch dies wertvolle Bauwerk der großen Zerstörung zum Opfer.

Die Salmiak-Benckiser

Neben den Wohnsitzen der Familie Benckiser beim Hammerwerk und in der Altstadt gab es noch einen dritten Zweig der Familie. Der sehr unternehmende Inhaber der Bijouteriefabrik Benckiser & Co und Erbauer des Wohnsitzes in der östlichen Karl-Friedrich-Straße, Johann Adam Benckiser, erwarb im Jahre 1823 eine schon seit 1804 bestehende kleine chemische Fabrik, Vulpius & Brecht, die ihren Sitz in der äußeren Bleichstraße hatte, also weit außerhalb der Stadt Pforzheim gelegen, da ja das Wohngebiet des Sedanviertels erst in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Benckiser berief zum Ausbau der chemischen Fabrik den durch grundlegende Arbeiten über Nikotin in Fachkreisen weithin bekannten Chemiker Louis Reimann, durch den die kleine chemische Fabrik zu einem der führenden Betriebe des Faches ausgebaut wurde. Reimann wurde später der Schwiegersohn Benckisers und er hat nach dem Tode Johann Adam Benckisers zusammen mit dessen Sohn Alfons Benckiser als Teilhaber die Fabrik geleitet. Als erste deutsche Firma führte die Salmiakhütte, wie sie des durchdringenden Geruches wegen, den sie verbreitete, von den Pforzheimern genannt wurde, im Jahre 1830 die Fabrikation von Weinsäure ein und war auf diesem Gebiete lange Zeit der größte deutsche Erzeuger.

Das Benckiser-Gelände erstreckte sich von der heutigen Oberen Rodstraße an der Bleichstraße entlang bis zu den Kallhardtanlagen bei der heutigen Nagoldbrücke. Die nicht sehr umfangreichen Gebäude der chemischen Fabrik lagen unter den Bäumen des Abhangs oberhalb der Bleichstraße. Die Familie Benckiser-Reimann aber erstellte zwei in schlichtem Biedermeierstil gehaltene Wohnsitze mit Nebengebäuden, Stallungen usw. inmitten eines gepflegten Gartens, abseits der Fabrikgebäude. Dieses Benckiser-Wohnhaus ist das einzige der heute geschilderten Wohnhäuser, das jetzt noch existiert. Die chemische Fabrik wurde gegen Ende der Achtzigerjahre nach Ludwigshafen am Rhein verlegt, wo die Firma schon lange eine Zweigniederlassung hatte und diese Fabrik dort unter dem Namen Joh. A. Benckiser heute noch existiert.

Als um die Jahrhundertwende in der äußeren Bleichstraße eine Reihe großer, mehrstöckiger Mietshäuser erstellt wurde, sind die Gebäude der früheren Salmiakhütte und auch das Wohnhaus Reimann's verschwunden. Nur das Wohnhaus der Benckiser's blieb erhalten und träumt heute als Hintergebäude neben der Oberen Rodstraße, von den Vorübergehenden kaum beachtet, von früheren besseren Tagen. Obwohl dies Haus infolge der langen zweckentfremdeten Benutzung keinen sehr herrschaftlichen Eindruck mehr macht, zeugt es doch noch heute durch seine edlen Formen, die denen seiner jüngeren Nachbarn baukünstlerisch weit überlegen sind, von dem guten Geschmack seiner Erbauer. Auch im Inneren zeigen manche Merkmale, wie die hohen Bogenfenster, das Treppenhaus usw., dass es einst anderen Zwecken gedient hat. Im Obergeschoss war früher ein anderthalb Stockwerk hoher Festsaal, der heute einer Schmuckfabrik dient. Auf dem schönen Parkettboden, auf dem vor hundert Jahren die Pforzheimer Haute-volde ihre Menuette tanzte, stehen heute die Werkbretter der Goldschmiede!

Stiftungen der Fa. Benckiser und ihr soziales Engagement für ihre Arbeiter.

Stand des Unterstützungskontos am 1. Januar

1901= 27937,23

1902 = 26176, 66

1903 = 24462,51 Mark.

Diese Summen wurden von der Firma mit 5% verzinst.

Ausbezahlte Unterstützungssummen:

1900 = 2862.--

1901 = 3042.--

1902 = 2892.--

1903 = 3002.--

Beiträge der ausbezahlten Unterstützungen:

1900 = 1735.25

1901 = 1783.--

1902 = 2280.--

1903 = 2312.--

Das Haus ist Eigentum der Familie Benckiser und wird von dieser unterhalten. Für den Betrieb werden außerdem von der Familie Benckiser monatlich Mark 100.-- beigesteuert. Die Leitung lag in den Händen einer Hausmutter. Die Aufsicht über das ganze Institut führte ein Komitee bestehend aus Pforzheimer Damen.

Quellen

Siehe auch

Weblinks

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