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Oskar Trost

Von Stadtwiki

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Oskar Trost mit seiner Frau Martha auf dem Heimweg von der Verleihung des Ehrenrings der Stadt Pforzheim 1967
Das Grabmal von Oskar Trost im Freigelände des Stadtmuseums in Pforzheim Brötzingen
Informationstafel am Grabmal

Oskar Trost (* 19. August 1882 in Pforzheim; † 22. März 1972 ebenda), mitunter auch Oscar Trost mit „c“ geschrieben, war ein Pforzheimer Heimatschriftsteller und Heimatforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Am 22. März 1972 starb im 90. Lebensjahr der Pforzheimer Heimatschriftsteller Oskar Trost. Sein Leben und sein Schicksal waren in besonderer Weise mit dem Geschick seiner Vaterstadt Pforzheim verbunden. ,,Was Oskar Trost ein Leben lang und in ganz besonderem Maße nach dem Kriege für seine Vaterstadt als Mittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Alt- und Neubürgern getan hat, trug ihm die Achtung und Liebe seiner Mitbürger ein. Seine Verdienste um Pforzheim werden unvergessen bleiben.“ So schrieb Oberbürgermeister Dr. Weigelt an die Tochter des Verstorbenen.

Zunächst führte der Lebensweg des am 19. August 1882 in Pforzheim Geborenen in eine ganz andere Richtung. Nach dem Besuch des Gymnasiums und einer Lehre wurde er Bijouterie-Kaufmann, war einige Jahre im Ausland und dann in verschiedenen Pforzheimer Schmuckfabriken, zuletzt als Prokurist, tätig. Als seine Freunde 1914 zum Kriegsdienst einberufen wurden, meldete er sich als Freiwilliger und kehrte erst im Februar 1919 aus der Ukraine zurück. Er war dann lange Jahre Vertreter einer Pforzheimer Großhandelsfirma. 1920 verheiratete er sich in Berlin mit Martha Rubitschung, der Tochter einer mit seinen Eltern befreundeten Familie. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor. Der einzige Sohn fiel 1943. Da auch die drei Söhne seines Bruders nicht mehr aus dem Kriege zurückkehrten, war er der letzte Namensträger der Pforzheimer Familie Trost.

Oskar Trost beschäftigte sich schon in jungen Jahren mit Heimatgeschichte; nach dem ersten Weltkrieg erschienen in den Pforzheimer Tageszeitungen hin und wieder stadtgeschichtliche Aufsätze aus seiner Feder. Dem damaligen Leiter des Stadtarchivs und des Heimatmuseums, Altstadtrat Alfons Kern, widmete er 1933 seine erste größere Arbeit ,,Das Russenkreuz“. Als 1936 das Stadtarchiv - bis dahin notdürftig im Dachgeschoss des Rathauses untergebracht - endlich eine Heimstätte in einem Nebengebäude des Bohnenberger Schlößchen’s fand, wurde Oskar Trost zur Mitarbeit gerufen. Nun war er am Ziel seiner Wünsche und hatte eine Arbeit gefunden, die seiner Neigung und Begabung entsprach. In aller Stille sichtete und ordnete er mit dem Leiter der städtischen Registratur, Theodor Göller, und zeitweise mit Professor Ottmar Sexauer das umfangreiche Archivmaterial und die kostbare Archivbibliothek. Hier holte er sich das umfassende Wissen über die Stadtgeschichte, das ihm und der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zugute kam. 1941 starb Alfons Kern, und ein Jahr später wurde das Archivmaterial aus Sicherheitsgründen in militärische Bunker - hauptsächlich in der Brettener Gegend - ausgelagert. Oskar Trost tat während des Krieges Dienst bei der Abteilung Familienhilfe des Wohlfahrtsamtes. Mit dem Näherrücken der Westfront mussten die Bunker bei Bretten im Herbst 1944 überstürzt geräumt und das Archivgut in die Stadt zurückgebracht werden, zunächst in Kellerräume des Elektrizitätswerks im oberen Enztal und dann größtenteils in als besonders sicher gewähnte Keller der Hildaschule. Am Morgen des 24. Februar 1945 musste Oskar Trost feststellen, daß die Kellerräume des Schulhauses dem flüssigen Feuer nicht standgehalten hatten und das gesamte Archiv und der wertvollste Teil der Archivbibliothek vernichtet waren. Für ihn war dann in der wieder in Gang gekommenen Verwaltung kein Platz mehr, zumal er schon an der Altersgrenze stand.

Nun begann für Oskar Trost der dritte Lebensabschnitt, er wurde freier Heimatschriftsteller, als der er den meisten Bürgern unserer Stadt bekannt ist. Er übernahm Auftragsarbeiten, so bei der Fortführung der Chronik der Evangelischen Kirchengemeinde Pforzheim, die einst Robert Gerwig begonnen hatte, er schrieb die Festschrift für die Hundertjahrfeier der Industrie- und Handelskammer Pforzheim, Chroniken und Jubiläumsschriften für die Feuerwehr, den Turnverein 1834 und mehrere große Firmen. Er nahm die schon in der Vorkriegszeit entstandene Gepflogenheit wieder auf, für das Pforzheimer Adreßbuch jeweils ein Vorwort mit einem stadtgeschichtlichen Thema zu schreiben. Mit dem Schwiegersohn seines Bruders, Max Burger, brachte er in dessen Druckerei W. Berggötz seit 1952 alljährlich zum Jahrestag der Zerstörung Pforzheims ein Bändchen ,,Lebendige Vergangenheit“ heraus, das ein stadtgeschichtliches Thema behandelte, etwa das Pforzheimer Rathaus, die Brücken der Stadt Pforzheim, die Flößervorstadt Au, das Schulwesen oder die Pforzheimer Kirchen. In ihnen ist eine Fülle geschichtlichen Wissens niedergelegt, für das es zum Teil keine schriftlichen Quellen mehr gibt. Das Stadtarchiv verwahrt aus dem Nachlass von Oskar Trost etwa 800 kleinere geschichtliche Beiträge, die er im Laufe der Jahre in der Pforzheimer Beilage der Badischen Neuesten Nachrichten veröffentlichte.

Darüber hinaus erschienen Fachbeiträge in Zeitschriften und Kirchenblättern. Oskar Trost war ständiger Mitarbeiter an den ,,Pforzheimer Geschichtsblättern", in jedem Band erschienen von ihm ein oder zwei größere Beiträge. Daneben schrieb er über die Schlösser und Burgen im Stadt- und Landkreis Pforzheim sowie die „Adelssitze im alten Pforzheim“ vor deren Untergang im Zweiten Weltkrieg. Weitere Themen waren unter anderem die Industrie- und Handelskammer Pforzheim, das Saackesche Anwesen in der Bahnhofstraße, der Töchterschuldirektor Johann Georg Friedrich Pflüger (1818–1869) oder auch die Waldenser-Siedlungen in Pforzheims württembergischer Nachbarschaft. Es konnte nicht ausbleiben, dass ein Mann, der sich mit so viel Hingabe um das Weitergeben seines heimatgeschichtlichen Wissens mühte, auch dort tätig wurde, wo es galt, Zeugen der Vergangenheit zu retten oder wiederaufzubauen. Von Anfang an war Oskar Trost Mitarbeiter bei der von Alfons Kirchenmaier begründeten ,,Stiftung der Freunde der Schloßkirche“, deren Geschäftsführer er von 1952 bis zur 1963 erfolgten Auflösung war. Mit vielen Bürgern unserer Stadt warb er um Verständnis für das Anliegen der Stiftung, die Rettung und den Wiederaufbau der wenigen historischen Baudenkmäler unserer Stadt. Mehr als 30 Jahre gehörte Oskar Trost dem Vorstand der ,,Löblichen Singergesellschaft von 1501“ an und vertrat dort sein heimatpflegerisches Anliegen.

Es gehört zum Persönlichkeitsbild des engagierten evangelischen Christen Oskar Trost, dass er in Gremien der Ortskirche mitarbeitete, insbesondere an deren Publikationen.

Nachruf

Am 17.12.1967 wurde ihm der Ehrenring der Stadt Pforzheim verliehen. Oberbürgermeister Dr. Willi Weigelt würdigte seine Verdienste mit den Worten: ,,In Ihnen, Herr Trost, ehren wir heute eine Persönlichkeit, der Begabung und Schicksal eine ganz besondere Rolle im Leben unserer Stadt zugewiesen haben. Frühe Neigung zur Heimatgeschichte und einige Jahre Tätigkeit im Stadtarchiv der Vorkriegszeit ließen Sie nach der Zerstörung so vieler Geschichtsquellen unserer Stadt zu einem Vermittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart werden. Als Heimatforscher, Heimatschriftsteller und Heimatpfleger sind Sie nicht müde geworden, Brücken zwischen den Generationen zu schlagen. Aus profunder Kenntnis und eigenem Erleben vermittelten Sie in Wort und Schrift Ihr Wissen um die Stadtgeschichte. Ihrer Tätigkeit bei der Stiftung der Freunde der Schloßkirche ist es mit zu verdanken, dass das Wahrzeichen unserer Stadt, die Schloßkirche, schon früh wiederaufgebaut werden konnte. Sie haben sich durch Ihr Wirken für die Stadt den Dank aller verdient.

Kurz vorher hatte Oskar Trost im Stadtarchiv sein letztes Manuskript hinterlegt und ihm einen Nachsatz angefügt, der ein Licht wirft auf den Menschen Oskar Trost, wie wir ihn kannten und wie er in der Erinnerung seiner Zeitgenossen weiterleben wird.

,,Nun stehe ich kurz vor der Vollendung meines 85. Lebensjahres. Ich habe allen Grund, Gott dafür dankbar zu sein, daß mir bis in mein hohes Alter meine geistige und körperliche Frische erhalten blieb, so daß ich meinen Altersberuf als Heimatchronist, der mir so viel Freude gemacht hat, bis heute, wenn auch natürlich altersbedingt in bescheidenerem Maße, ausüben kann. Mein Freundeskreis, dem ich seit so langen Jahren viele schöne stunden verdanke, ist im letzten Jahr sehr zusammengeschmolzen, ein ,,Memento" für die wenigen Überlebenden... Meinen lieben Angehörigen danke ich, daß sie durch ihre treue Fürsorge für den alten Vater in meinem Leben das Wort wahr gemacht haben: ,,Um den Abend wird es licht,, !

Publikationen

zudem bearbeitete Trost

Aufsätze (Auswahl)

In den Pforzheimer Geschichtsblättern, in chronologischer Reihenfolge:

Literatur

Ehrungen

1967 erhielt Oskar Trost den Ehrenring der Stadt Pforzheim.

Weblinks

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