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Hercyniastraße

Von Stadtwiki

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Gemarkungsgrenzstein Dillweißenstein-Brötzingen an der Hercyniastraße

Die Hercyniastraße ist eine Straße in der Pforzheimer Südweststadt. Sie beginnt beim Reuchlin-Gymnasium und läuft entlang des Höhenrückens zwischen Enz und Nagold bis zur Rotplatte.

Inhaltsverzeichnis

Straßenname

Die Hercyniastraße ist benannt nach der lateinischen Bezeichnung für den Schwarzwald - Hercynia. Bis 1925 hieß sie Römerweg.

Geschichtliches und Aktuelles

Die Hercyniastraße ist eine der stadtgeschichtlich und landschaftlich interessanten Straßen. Bis 1925 hieß sie Römerweg bzw. Römerstraße. Hier wurde ein alter Straßenbelag entdeckt, der als römisch angesehen wurde. Diese Annahme ließ sich wohl auf Dauer nicht halten. Es könnte sich auch um einen mittelalterlichen Weg gehandelt haben. Dies könnte ein Grund der Umbenennung gewesen sein.

Noch damals wurde der Name der Stadt Pforzheim abgeleitet von einer mutmaßlichen römischen Bezeichnung „porta hercynia" für die römische Ansiedlung, was bedeutet hätte: „Pforte zum Hercynia-Wald". Mit diesem Prädikat „Pforte zum Schwarzwald" wird mitunter noch heute geworben. „Hercynia“ war der Eigenname, den die Römer dem Schwarzwald gegeben hatten, also „SILVA (=Wald) HERCYNIA". Jedoch wird auch „hercynia silva" an anderer Stelle als die römische Bezeichnung für das Erzgebirge genannt.

Reuchlin hatte, wohl mit einem Augenzwinkern, nach Humanistenart den Namen der Stadt von der griechischen Antike abgeleitet: Ein geflohener Trojaner, der Heerführer Phorkys, den es bis an den Rand des Schwarzwaldes verschlagen habe, sei der Gründer der Stadt. Diesen Mythen machte 1934 der Fund des Leugensteins von Friolzheim ein glückliches Ende. Er nennt die Entfernung: nach PORT(u)L(eugas)V = nach Portus 5 Leugen (ein keltisch-römisches) Entfernungsmaß.

Aber aus noch viel früherer Zeit ist die heutige Straße in Erscheinung getreten: Unter den im archäologischen Schauplatz Kappelhof ausgestellten vorgeschichtlichen Funden aus dem Stadtgebiet ist eines der ältesten das Bruchstück einer Hammeraxt der Jungsteinzeit (5.000 bis 3.500 v.Chr.) aus einem Garten in der Hercyniastraße. Mitgefundene verzierte Scherben wurden nicht aufgehoben (Garten Stösser, 1934).

Die Straße verläuft auf der Wasserscheide zwischen Enz und Nagold. Der südliche Straßenrand war die Grenze zwischen den Dörfern Dillweißenstein und Brötzingen von der Rotplatte bis Mitte des Bereichs Hasensaul. Ein schöner Gemarkungsstein trägt auf der Brötzinger Seite das Fleckenzeichen „Hufeisen". Bei ihm ist das „W" für Württemberg sichtbar ausgemeißelt. Württemberg hatte lange Zeit Rechte im Dorf z. B. noch 1527 ein Drittel Zehnt, das Dominikanerinnenkloster Pforzheim 1/3, das Kloster Herrenalb 1/3. Im Jahr 1528 ging der württembergische Anteil an Baden über, 1565 wurde Brötzingen ganz badisch. Noch 1479 hieß es bei einem Streit über die Grenze „uf dem wyer reyn" (heute Weiherberg): „unten an dem velde genant das rode", 1792 wird aber auch „Rothe Platte“ geschrieben, daher wohl der heutige Straßenname „ Auf der Rotplatte". Der Herr von Weißenstein hielt 1263 beim Hof oder Weiler Rod Gerichtstag. Die genannte Grenze schwenkt in der Mitte des „Hasensaul“ nach Nordwesten hin ab. Die Gemarkung Dillweißenstein reichte bis zur heutigen Hohlstraße bei der ehemaligen Schwarzwaldpost und fast bis zum Turnplatz.

Entlang des nord-westlichen Bereichs der Straße waren noch bis anfang des 20.Jh. Sandsteinbrüche, ein Anschnitt ist vielleicht noch in der Felsenwand an der Büchenbronner Straße in der Kurve bei der Einmündung des Hanfackerweges zu sehen. Die Sport-und Tennisplätze der Postsportgemeinschaft (PSG) sind in einen ehemaligen Steinbruch gebaut. Das inzwischen überbaute „Hanseloch“ in einem Acker auf der südlichen Straßenseite dürfte auch ein kleiner Steinbruch, vielleicht auch eine Pinge, ein oberirdischer kleinerer Grabungsgang gewesen sein, eventuell aber auch eine Lehmgrube, denn gegenüber dem „Stangenacker“ ist das „Lettenloch“ und die „Hafengrube“ auf der Dillweißensteiner Gemarkungskarte von 1890.

Die erste “Fernwasserleitung“ für Pforzheim wird in einer Brunnenordnung von 1526 erwähnt. Sie führte bis zu ihrer Zerstörung durch Hochwasser 1824 von der heute noch bestehenden „Glasbronnenquelle“ im Würmtal bis zum Marktplatz. Es kamen weitere Leitungen hinzu : die Schlossbrunnenleitung 1681 bis 1689, die St. Georgenquelle ab 1752 wieder genutzt, die Enzwasserleitung 1777 bis 1803, die Stockbrunnenleitung 1804 bis 1824 (Tulla), die Enzauenquellen u.a.. Eine entscheidende Verbesserung der Pforzheimer Wasserversorgung war der Kauf von Quellen im Grösseltal auf Engelsbrander Gemarkung, der Bau des dortigen Wasserwerks und der Wasserleitung unter dem späteren Ehrenbürger Oberbaurat Carl von Ehmann. Die Grösseltalwasser erreicht unter dem auf halber Höhe der Enzhalde verlaufenden Wasserleitungsweg die Hercyniastraße, den Alten Wasserturm (Standrohr 26,5 m zur Druckregulierung) und den Hochbehälter Rod.

Im städtebaulichen Rahmenplan Rodrücken von 1986 ist vorgesehen, im Zuge der weiteren Bebauung die Hercyniastraße ab dem Postsportplatz und der Abzweigung der „kleinen Hercyniastraße" für den Durchgangsverkehr zu schließen und zum Fuß- und Radweg bzw. zur Zufahrt für Anlieger herabzustufen. Dies bietet sich an aufgrund der Aussichtssituation, der historischen Bezüge und der Anbindung über die Heinrich-Heyd-Straße zum Wasserleitungsweg ins Grösseltal. Erkauft würde dies allerdings mit der fortschreitenden Bebauung eines der wenigen an den stadtnahen Hängen erhaltenen Wiesengelände, sodass die landschaftliche Schönheit eingeschränkt wäre.

Hausnummern

104 
Postsportgemeinschaft 05 Pforzheim e.V.
134 
Fliesenleger Güzel

Literatur

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