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Egon Thomas Güß

Von Stadtwiki

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Egon Thomas Güß (* 1902, † 1991) war Vikar und Pfarrer in Stein und Gegner des Nationalsozialismus.

Leben und Wirken

Im April 1933 zog der damals 31-jährige Vikar Egon Thomas Güß mit seiner Frau in das evangelische Pfarrhaus in Stein ein. Der als "roter Vikar" Etikettierte kam in eine konservativ-bäuerliche Gemeinde, konnte aber durch Hausbesuche und die Art seiner Predigt bald das Vertrauen seiner Gemeinde erwerben.

Güß gehörte zu den "Religiösen Sozialisten", einer Gruppe innerhalb der evangelischen Landeskirche, die den sozialen Auftrag der Kirche in den Mittelpunkt stellte und der SPD und den Gewerkschaften nahestand. Die "Religiösen Sozialisten" warnten früh vor dem Hakenkreuz, denn es bedeutet – so in einem beinahe prophetischen Aufruf: "Hass, Gewalttätigkeit, Recht des Stärkeren, Herrenmenschentum, Ausmerzung der Schwachen ... Völkerverhetzung und Krieg, Zerstörung und Untergang".

Konsequent erwiderte Güß den "Deutschen Gruß" nicht, seine Gemeinde trat im Oktober 1934 geschlossen der Bekennenden Kirche bei. Um der NS-Staatsaufsicht über die Finanzen zu entgehen, verzichtete die Gemeinde auf die Erhebung der Ortskirchensteuer und lebte wie eine Freikirche von den eigenen Kollekten. Gegen die Versuche des „Reichsbischofs“ Müller, die evangelische Kirche auf Nazi-Kurs zu bringen, fiel das Wort von Güß: „Der Bischof von Stein bin ich“.

Als im Nachbarort Königsbach die Juden in "arischen" Geschäften boykottiert wurden, organisierten Steiner Bürger die Unterstützung mit dem Lebensnotwendigen. Jugendliche aus der Gemeinde nahmen Gestapo-Spitzeln mit Gewalt Predigt-Mitschriften ab: „Bei uns in der Kirche wird gebetet und nicht geschrieben!"

1939 und 1940 bestand in Stein offiziell kein Kirchengemeinderat, denn dieser trat aus Protest gegen die Einsetzung eines Aufsehers über die Gemeindefinanzen zurück. Der Vorsitzende der Finanzabteilung beim Oberkirchenrat schrieb an die Gestapo: „Dazu kommt, daß die NSDAP in Stein nicht sehr zahlreiche Mitglieder hat, woran wohl der Pfarrer auch nicht ganz unbeteiligt ist. Ich ersuche deshalb die Geh. Staatspolizei ... zu prüfen, ob gegen Pfarrer Güß wegen seines die Volksgemeinschaft störenden Verhaltens nicht eingeschritten werden kann". Zwar gab es Hausdurchsuchungen bei den Kirchenältesten, auch eine Verwarnung für Pfarrer Güß, der 1938 den Eid auf den "Führer" verweigerte, aber sonst geschah nichts.

Später urteilte Güß über diese Zeit: „Die Nazis machten ihre Geschäfte mit der Feigheit der anderen“.

Literatur

Weblinks

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